Freie Presse

Simon Geschke genießt sein Heimspiel

 

Die Deutschland-Tour der Radprofis ging am Sonntag in Stuttgart zu Ende. Im Nationalteam der Gastgeber trafen auf den vier Etappen Jugend und Erfahrung aufeinander.

 

Von Knut Berger

 

Stuttgart - Moritz Kretschy aus Gelenau und der gebürtige Berliner Simon Geschke betreiben die gleiche Sportart. Denn sie sitzen professionell auf dem Rennrad und rollten jetzt bei der Deutschland-Tour Seite an Seite in einem Team. Möglich wurde dies, weil beide Fahrer in das deutsche Nationalteam berufen wurden.

Allerdings unterscheidet die beiden Athleten zugleich einiges. Während der 20-jährige Erzgebirger erst am Anfang seiner Laufbahn steht, befindet sich Geschke im leistungssportlichen Herbst seiner Karriere. Dennoch hat der 36-Jährige im Juli noch einmal richtig gezeigt, welche Qualitäten er besitzt. Denn bei der diesjährigen Auflage der Tour de France fuhr er zehn Tage im Bergtrikot. Außerdem nahm der Profi an den drei großen Rundfahrten Tour de France, Giro d‘ ltalia sowie der Vuelta teil. Bei der Frankreich-Rundfahrt gelang ihm 2015 sogar ein Etappensieg.

 

Kretschy war bisher vor allem auf der Bahn erfolgreich und holte sich dabei unter anderem den Junioren-Weltmeistertitel in der Mannschaftsverfolgung und die goldene Plakette bei der Europameisterschaft im Punktefahren. Jetzt haben die beiden Pedaleure bei der Tour, die am Sonntag in Stuttgart zu Ende ging, gemeinsame Sache gemacht.

 

Die Etappenfahrt begann am vergangenen Mittwoch mit einem Prolog in Weimar. „Es war für mich natürlich ein schönes Gefühl, gemeinsam mit internationalen Spitzenfahrern an den Start zu gehen. Doch meine Form war leider nicht optimal, weil ich die Tage vor dem Start etwas angeschlagen war. Deshalb bin ich nicht mit den besten Beinen zur Tour gekommen“, berichtete Moritz Kretschy. Für ihn war es aber zweifellos eine große Sache, mit so einem erfahren Akteur wie Simon Geschke in einem Team zu fahren. „Ich weiß, was er schon geleistet hat. Das möchte ich auch einmal erreichen“, blickte der Nachwuchsfahrer, der beim RSV Venusberg bei Trainer Klaus Fischer seine Laufbahn begann, in die Zukunft. Für ihn und die weiteren Mannschaftskollegen ging es vor allem darum, Geschke zu unterstützen. Doch auch er gab zu, nicht in der besten Verfassung zur Deutschland-Tour zu sein.

 

„Ich war während der Rundfahrt hoch motiviert, aber mein Körper kann nicht das gesamte Jahr in Top-Form sein“, erklärte der Tour-de- France -Teilnehmer. Er bescheinigte seinen Mitstreitern im Nationalteam während der fünf Tage bei der Tour eine gute Arbeit. „Die Jungs spuren schon“, meinte Geschke augenzwinkernd, um sofort hinzuzufügen: „Wir hatten ein starkes Team aus jungen Fahrern, die wussten, was zu tun ist. Ich kam dann mit meiner Erfahrung dazu, Aus meiner Sicht war es ein guter Mix“, schätzte der Fahrer vom französischen Team Cofidis ein.

 

Seit längerer Zeit lebt der Sohn des ehemaligen Sprint-Bahnweltmeisters Jürgen Geschke in Freiburg, wo während der Deutschland-Tour der dritte Tagesabschnitt gestartet wurde. „Es ist ein komisches und zugleich sehr schönes Gefühl, in der eigenen Stadt Radrennen zu fahren. Dass habe ich so noch nie in meiner Karriere erlebt“, verriet der Routinier, der seine Laufbahn beim Berliner TSC begann. Vor dem Start begrüßte Geschke viele Freunde.

 

Am Ende landete er in der Gesamtwertung auf dem 27. Platz. Kretschy schloss das Etappenrennen auf Rang 91 ab. Für den Erzgebirger, der im vergangen Jahr am Sportgymnasium Chemnitz sein Abitur ablegte, jetzt Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist und für den deutschen Drittdivisionär Rad-net-Rose fährt, geht es nach nur einem Tag Pause bereits am Dienstag schon wieder bei einer Rundfahrt in Belgien weiter. Er freut sich besonders, dass er in diesem Jahr im Rahmen der Radbundesliga beim Rennen auf dem Nürburgring Zweiter wurde und bei der Erzgebirgsrundfahrt auf dem achten Rang einfuhr.

 

An den vom Chemnitzer PSV ausgerichteten Radklassiker kann sich auch Simon Geschke erinnern. „Ich habe mehrmals auf dem schweren Kurs teilgenommen. Für mich zählte es zu den Lieblings-Bundesligarennen, das ich 2008 gewinnen konnte. Damals bin ich als Solist ins Ziel gekommen“, denkt der erfahrene Profi gern zurück.

 

Bild:

MoritzKretschy

Radprofi aus Gelenau

 

Foto: Knut Berger

Bildtext: Simon Geschke in Aktion. Foto: roth