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Radsportler erschließen neue Dimension
Venusberger Pedalritter haben sich in Italien auf die Saison eingestimmt. Selbst ein Unfall warf sie nicht aus der Bahn.
Von Thomas Schmidt

Venusberg - Letztlich sind alle wohlbehalten in der Heimat zurück. Mit zahlreichen Kilometern in den Beinen, nach Rettungssprüngen in den Straßengraben, mit einer Platzwunde am Kopf des Trainers und vielen Eindrücken zwischen Strand und Gipfeln. "Zwei Wochen im italienischen Cesenatico boten einiges", so Klaus Fischer. Neun Sportler und zwei Betreuer hatten sich auf den Weg an die Adria gemacht, um Ausdauer und Kraft zu tanken.

Bis auf einen Regentag wurden alle vom Trainer geplanten Belastungsblöcke bei guten Witterungsbedingungen gemeistert. "Insbesondere an den zahlreichen

Anstiegen, die von 0 bis auf 800 Meter führten, zeigten alle Einsatz", lobte Fischer. Bevor er jedoch die Mädchen und Jungen in die Pedale treten ließ, verordnete er ihnen täglich Frühsport. "Mit Läufen, Gymnastik und Dehnübungen haben wir die Körper für die bevorstehenden Trainingseinheiten gestählt. Dazu trugen auch Unterkunft und Verpflegung im Hotel Ritz bei. Das war gewohnt super", berichtet der Verantwortliche des RSV Venusberg. Bis auf kurze Ausflüge ins Pantani-Museum San Marino, ins Einkaufszentrum und zu einem Hafenrundgang war es das aber schon mit den Annehmlichkeiten. Ansonsten ging es für die Sportler aller Altersklassen kilometermäßig in neue Dimensionen. 50 bis 60 Kilometer ging es meist gemeinsam los, danach wurden je nach Stärke und Alter zwei Gruppen gebildet.

 

Die Älteren wie Martin Bauer hatten 1830 Trainingskilometer, am härtesten Tag allein 230 Kilometer, zu bewältigen. Die U-17-Sportler bekamen 1420, die Schülerrinnen immer noch 1045 Kilometer "verordnet". "Mit sechs Einheiten über 100 Kilometer erreichten die Mädels neue Bestmarken", so Fischer, der für Martin Bauer noch etwas Einmaliges aus dem Verein zu vermelden hatte: "Er absolvierte seinen 100.000. Trainingskilometer. Ich ziehe den Hut."

Dass dies alles klappte, war auch dem glimpflichen Ende eines Unfalls zu danken. "Auf einer Schleife kam ein überholendes Auto auf uns zugeprescht. Mich hat es erwischt, die Sportler konnten mit ihren Rädern in den Graben springen. Das war Sache von Sekundenbruchteilen", erzählt Fischer. Platzwunde im Gesicht, Blutergüsse, Prellungen waren die Folge. Halb so schlimm: Zwei Tage später saß er wieder im Sattel.

Den 1007 Meter hohen Pass Cantoniera, den Sten Brückner und der bald in seine zwölfte Saison startende Martin Bauer bezwangen, hätte der 63-Jährige selbst bei bester Gesundheit wohl nicht mit befahren. Am legendären Trainingsberg von Marco Pantani mit dem 1370 Meter hohen Gipfel des Carpegna wurden die beiden jedoch vom Schnee ausgebremst. Insofern machten die Akteure alle ihre eigenen Erfahrungen.

"Um sich schinden zu dürfen, musste jeder 560 Euro beisteuern. Wir legen als Verein 100 Euro pro Kopf drauf, bezahlen Begleitautos und Etappenverpflegung", erklärt Fischer zur Finanzierung - egal, ob für Venusberger, Waldkirchener, Wolkensteiner, Ehrenfriedersdorfer. "Ich bin froh, dass ich als Mitglied des CPSV mitfahren durfte", sagte Lars Tröger. Lucy Weigelt, die in der Frauen-Bundesliga strampelt, nahm ebenso Erkenntnisse mit ins Erzgebirge: "Ich habe viel in Sachen Technik und Trainingssteuerung gelernt." Neues dürften auch der Burkhardtsdorfer Max Wabst und der Bad Schlemaer Sebastian Schmiedel entdeckt haben. Die aber waren zur gleichen Zeit mit der Sachsenauswahl und der Sportschule Erfurt an anderen Orten unterwegs.

Bildtext: RSV Venusberg in Italien, von links: Martin Bauer, Max Zschocke, Lars Tröger, Lucy Weigelt, Felix Zschocke, Sten Brückner, Lisa Maria Weder, Kim Richter, Klaus Fischer und Franz Groß.
Foto: Mike Gross