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Radsportler bejubeln den zweiten nationalen Meistertitel

 

60 Jahre und kein bisschen müde: Christian Weinhold hat dem RSV Venusberg innerhalb von wenigen Tagen die zweite Goldmedaille beschert. Dabei brachte er den Titelverteidiger zum Verzweifeln.

 

VON THOMAS SCHMIDT

 

 

VENUSBERG - Nach dem tollen Wochenende mit dem ersten Straßengold durch Felix Groß hat der Venusberger Radsportverein erneut Grund zum Jubeln. Denn nach dem Junior, der in Luckau jetzt Bronze im Zeitfahren draufpackte, sprintete zur deutschen Meisterschaft auch ein Senior als erster über die Ziellinie: Christian Weinhold gewann das Rennen der Altersklasse ab 60 Jahre: "Mein erster Titel."

 

Am Sonntag ermittelten die Älteren während des 81. Radklassikers "Rund um die Landeskrone" in Görlitz ihre nationalen Meister. Christian Weinhold und sein Teamkollege Falk Schlosser hatten sich viel vorgenommen. Die beiden Chemnitzer fahren für den RSV Venusberg, da sie dort auf offenere Ohren als in ihrem einstigen RSV Chemnitz stießen. Dieses Kapitel will Weinhold aber nicht lange debattieren, dafür lieber die Titelkämpfe bei herrlichem Wetter in der Lausitz. Dort zeigten sich die beiden RSV-Sportler auf dem schwierigen, aber windanfälligen 17,3-Kilometer-Kurs in toller Form. Vor allem Weinhold, der sich sechs Wochen lang auf den Höhepunkt vorbereitet hatte. Anhand der Meldungen hatte der 60-Jährige drei Hauptkonkurrenten ausgemacht. Einer von ihnen, Ulrich Rottler vom RC Villingen, attackierte ständig. "An jedem Hügel ist er angetreten, wollte aus der vierköpfigen Spitzengruppe weg", schildert Weinhold das Rennen aus seiner Sicht. Doch der Titelverteidiger hatte die Rechnung ohne den Erzgebirger gemacht. Zwar fiel einer aus dem Führungsquartett heraus, die anderen aber blieben dran. Und dann schlug Weinhold im Stil des Peter Sagan zu: Wie der Tour-Etappensieger des Sonntags eröffnete er am Schlussanstieg rund 300 Meter vor der Ziellinie das Finale. Durch den tollen Sprint gelang es dem 60-Jährigen nicht nur, seine Konkurrenten in Schach zu halten, sondern mit einer halben Radlänge Vorsprung als Erster über die Linie zu rasen. Schlosser, der eine Klasse tiefer antrat, stellte sich in den Dienst seines Teams Jenatec und beendete den Titelkampf im 100-Fahrer-Feld auf Rang 56.

 

So ganz von ungefähr kommt der Erfolg Weinholds aber nicht. Bereits 2012 hatte er im tschechischen ´dar nad Sazavou die Silbermedaille der Straßenrad-Europameisterschaft gewonnen und 2009 war er im österreichischen St. Johann Vierter der Masters-Weltmeisterschaft geworden. Seine Laufbahn hatte der Sportler 1968 bei der BSG Wismut Karl-Marx-Stadt begonnen. "Damals habe ich viele kleine Rennen gewonnen, aber nie einen Titel", blickt er zurück. 1974 hing er das Rad dann an den Nagel. "Ich musste zur Armee", erzählt Weinhold. Danach waren Familie, Hausbau und Beruf dran.

 

Erst als die Waage immer mehr Handlungsbedarf anmahnte, packte Weinhold der Rad wieder aus und kehrte 1998 zum Sport zurück. Als Selbstständiger im Hausmeisterservice kann er sich alles recht gut einteilen. Vor dem jetzigen Sieg hat er zwei bis drei Stunden "am Anschlag" trainiert. "Es hilft ja nichts, wenn ich 200 Kilometer strampele, die Meisterschaftsdistanz aber nur 52 beträgt. Da macht hohe Intensität mehr Sinn", so seine Devise. Sie ist aufgegangen, auch auf der Waage. 75 Kilogramm bei 1,83 Meter Körpergröße beweisen es. (mit kfis)

 

 

 

Bildtext: Glücklicher Sieger der Senioren: Christian Weinhold vom RSV Venusberg.