Junger Sachse total auf Olympia fixiert
Der Leipziger Felix Groß zeigte bei seinem WM-Debüt famose Leistungen im Verfolgerbereich. Eine besondere Beziehung hat er auch zum Erzgebirge.
VON MARTINA MARTIN
APELDOORN - „Irgendwann werde ich mir auch einmal dieses Regenbogentrikot überstreifen“, meinte Felix Groß, während er eine der Siegerehrungen in der Fahrerbox bei der Bahnrad-WM im niederländischen Apeldoorn verfolgte, selbstbewusst. Dabei fehlte bei seinen zwei Einsätzen jeweils nur eine Winzigkeit – und er hätte schon bei seinem WM-Debüt zumindest auf dem Podest gestanden. Völlig unerwartet gab es diese Chancen in der Einzelverfolgung. Er startete in der Qualifikation über 4000 Meter gleich im zweiten Lauf und legte mit 4:15,303 Minuten eine starke Zeit vor, an die viele der nachfolgenden Kontrahenten nicht herankamen.
Lange stand sein Name an erster Stelle. „Während des Wartens war ich nervöser als vorher. Klar wusste ich, dass noch starke Leute kommen. Aber dass es so knapp wird – da wäre ich schon gern noch einmal gefahren“, resümierte der 19-Jährige, der die schnellste erste Runde aller 21 Mitbewerber absolvierte. Am Ende leuchtete die Fünf vor seinem Namen auf, als Vierter hätte er sogar das kleine Finale um Bronze erreicht. Aber keine Spur von Enttäuschung – ganz im Gegenteil. „Es war nach der Meisterschaft im Sommer erst mein zweites Einzelrennen über 4000 Meter überhaupt. Ich verbesserte mich um acht Sekunden, bin jetzt zweitbester Deutscher und habe nur drei Sekunden Rückstand auf den Weltmeister. Daran hätte ich vorher nie gedacht“, wertete der Sachse voller Glücksgefühle. Für die Einzeldisziplin war er eigentlich gar nicht geplant, rückte erst nach dem Ausfall von Domenic Weinstein (u. a. WM-Zweiter, EM-Dritter) kurzfristig ins Feld.
Schon als Anfahrer im Vierer hatte der Youngster mit seinen überzeugenden Auftritten maßgeblichen Anteil am vierten Platz und dem deutschen Rekord. „Felix hat seine Chance eindrucksvoll genutzt und wieder einen Riesenschritt nach vorn gemacht“, fand auch Bundestrainer Sven Meyer nur lobende Worte und fügte hinzu: „In unserem Vierer spielt er eine wichtige Rolle. Es ist toll, wo er leistungsmäßig mit seinen erst 19 Jahren steht. Er besitzt riesengroßes Potenzial, da kann man noch eine ganze Menge erwarten.“ In seinem langfristig angelegten Konzept, um wie in früheren Jahren wieder die Weltspitze mitzubestimmen, setzt der Coach klare Vorgaben: bei Olympia 2020 eine Medaille, 2024 beim Topereignis Gold gewinnen.
Felix Groß, der schon im Nachwuchs beachtliche Erfolge (mehrfacher Deutscher Meister auf Bahn und Straße, Junioren-EM-Starter) feierte und bei der EM Ende Oktober erstmals im Männervierer (4. Platz) fuhr, möchte diesen Weg konsequent mitgehen. „Es läuft auf der Bahn richtig rund, das ziehe ich jetzt durch“, stellte der Sportsoldat, der dem Team Rad-net-Rose angehört, klar. Und Blut leckte er für weitere WM-Einsätze auch im nichtolympischen Einzel auf alle Fälle. „Es ist ein Supergefühl, sich bei so einem großen Event präsentieren zu dürfen“, sagte Felix Groß.
Dennoch die Straßenambitionen hat er deshalb nicht ad acta gelegt. Als Profi bei der Tour de France zu starten, gehört weiter zu seinen Träumen. Sein großes Vorbild ist dabei Marcus Burghardt (u. a. neunfacher Tour-Starter). Dessen Nachwuchsteam beim RSV Venusberg animierte ihn, mit 13 Lenzen in diesen Verein zu wechseln. Er fand es cool, mit welchem Material und welcher Bekleidung die Jungs auftraten, sah eine bessere Perspektive, nahm an Lehrgängen teil. Auch von der Atmosphäre zeigt er sich sehr angetan, erst kürzlich wurde er auf der Jahreshauptversammlung wieder geehrt. Natürlich schickten auch die Erzgebirger, allen voran RSV-Chef Klaus Fischer, mit dem er regen Kontakt hält, sofort Glückwünsche.
Bildtext: Felix Groß zeigte bei seinem WM-Debüt starke Auftritte. FOTO: M. DEINES