Freie Presse

Ans Ab­stei­gen denkt sie nicht

 

HOCH­SOM­MER: Wie kommt der Erzgebir­ger mit Hit­ze zu­recht, wenn er ar­bei­ten muss und kei­nen Ur­laub hat? Heu­te: Rad­sport­le­rin Ma­ria For­kel.

 

VON AN­DRE­AS BAU­ER

 

THUM/VE­NUS­BERG - Der häu­figs­te Weg, der ak­tu­el­len Hit­ze zu ent­kom­men, führt ins Frei­bad. So man­cher nimmt da­für so­gar et­was Schweiß in Kauf und setzt sich kurz­zei­tig auf sein Fahr­rad, um die mit Au­tos über­füll­ten Park­plät­ze zu mei­den. Im Fall von Ma­ria For­kel ist der Ritt al­ler­dings von län­ge­rer Dau­er. Ziel ist auch nicht das küh­le Nass, sondern sport­li­cher Er­folg. Im Tri­kot des Rad­sport­ver­eins (RSV) 54 Ve­nus­berg will es die 18-jäh­ri­ge Thu­me­rin im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes weit brin­gen, wes­halb sie sich auch von Tem­pe­ra­tu­ren jen­seits der 35-Grad-Mar­ke nicht stop­pen lässt.

 

 

Täg­lich steigt sie in den Sat­tel ih­res Renn­ra­des. „Wenn es ei­ne ge­müt­li­che Run­de ist, um die Bei­ne zu lo­ckern, dann ist sie um die 20 Ki­lo­me­ter lang“, sagt die RSV-Sportlerin. In der Re­gel ist in­ten­si­ves Trai­ning an­ge­sagt, so­dass meis­tens bis zu 100 Kilo­me­ter zu be­wäl­ti­gen sind. Egal, was das Ther­mo­me­ter auch an­zeigt: Um für die Wett­kämp­fe am Wo­chen­en­de ge­rüs­tet zu sein, spult Ma­ria For­kel wo­chen­tags das von Trai­ner Klaus Fi­scher zu­sam­men­ge­stell­te Pro­gramm ab.

 

„Ganz oben auf dem Gip­fel, auf dem kein Baum mehr steht und die Son­ne rich­tig brennt, füh­len sich 37 Grad so­gar noch et­was hei­ßer an“, be­schreibt die Ab­itu­ri­en­tin ihre Er­fah­run­gen. Ans Ab­stei­gen denkt sie aber auch dann nicht. Im Ge­gen­teil: Als ei­ne der äl­te­ren Sport­le­rin­nen fühlt sie sich da­für ver­ant­wort­lich, die jün­ge­ren mit­zu­rei­ßen. Schließ­lich wird fast im­mer in ei­ner Grup­pe trai­niert. „Wir mo­ti­vie­ren uns ge­gen­sei­tig. Der ei­ne sagt zum an­de­ren: Komm schon, du hast es gleich ge­schafft“, so Ma­ria For­kel. Mit­un­ter wer­den Kol­le­gen so­gar den Berg hoch ge­scho­ben, wenn die Kraft nach­lässt. Da­bei ist es egal, dass das ei­ge­ne Tri­kot klitsch­nass ge­schwitzt ist und die Trink­fla­schen am Rad schon leer sind. Klaus Fi­scher hält Nach­schub pa­rat, denn der Trai­ner hat sich ge­trän­ke­mä­ßig auf die Hit­ze ein­ge­stellt und auch ge­nü­gend Ma­gne­si­um­ta­blet­ten da­bei.

Es ist noch nicht lan­ge her, da war Ma­ria For­kel selbst auf Hil­fe und Tipps der Vereinskol­le­gen an­ge­wie­sen. Schließ­lich be­gann sie erst vor zwei Jah­ren mit dem Radrenn­sport. „Vor­her war ich im Ju­do ak­tiv, aber da ha­ben wir nur ein­mal pro Wo­che trai­niert. Ich woll­te noch mehr aus mir her­aus­ho­len“, sagt sie. Dass sie durch den Tipp ih­rer Mut­ter beim RSV Ve­nus­berg lan­de­te, war für bei­de Sei­ten ein Ge­winn. End­lich konn­te sich die Thu­me­rin rich­tig aus­to­ben – und der Ver­ein hat­te plötz­lich ei­ne star­ke Ju­nio­rin in sei­nen Rei­hen. Als Spät­star­te­rin über­rasch­te Ma­ria For­kel et­wa als sächsische Vi­ze­meis­te­rin, bei der Deut­schen Meis­ter­schaft wur­de sie Neun­te.

 

 

Bild­text: Trotz der Hit­ze steigt Ma­ria For­kel vom RSV 54 Ve­nus­berg täg­lich auf ihr Rennrad, um für die Wett­kämp­fe am Wo­chen­en­de gut ge­rüs­tet zu sein.

FO­TO: ANDREAS BAU­ER