Profi kehrt in alte Heimat zurück
Beim Radsportverein Venusberg begann einst die Karriere von Marcus Burghardt. Nun hat er dem Nachwuchs in einer Trainingseinheit ein paar Tipps gegeben.
Von Thomas Fritzsch
Venusberg - Der Radsportverein (RSV) Venusberg ist eine verhältnismäßig kleine Interessengemeinschaft mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten – und dennoch eine Talente-Schmiede. Hier werden Nachwuchs-Fahrer an den Profi-Bereich herangeführt, erst im letzten Jahr gingen aus dem Verein wieder einmal Deutsche Meister hervor. So sind zum Beispiel die beiden Albrecht-Brüder Toni und Pepe auf dem besten Weg, den Durchbruch zu schaffen.
Seit 2008 erhalten die sieben besten Nachwuchsradsportler im Marcus-Burghardt-Junior-Team eine intensive Förderung mit dem Ziel, Ausnahmetalente ganz nach oben zu bringen. Ins Leben gerufen hat das Junior-Team Radlegende Marcus Burghardt aus dem bayrischen Samerberg. In 17 Jahren als Profisportler gewann er in seinem dritten Jahr den Klassiker Gent-Welvegem, war Sieger einer Etappe der Tour de France und zweier Etappen bei Tour de Suisse. Zusammen fuhr er elf Tour-Veranstaltungen und gewann mit Cadel Evans 2011 die Gesamtwertung. Zuletzt wurde er 2017 zum Deutschen Profi-Meister in Chemnitz gekürt. Der 39-Jährige ist das große Vorbild für den Nachwuchs, er hat es bis ganz nach oben geschafft.
Die Wurzeln von Marcus Burghardt liegen im Erzgebirge. Im Venusberger Radsportverein begann sein steiler Aufstieg, hier bekam er das Einmaleins des Radsports an die Hand. Kürzlich stattete er seinem Ex-Verein einen Besuch ab. Dort, wo vor 30 Jahren alles begann. Begeistert zeigte sich der Nachwuchs von den gemeinsamen Trainingseinheiten mit der Radsportlegende, die in Zschopau geboren wurde. „Die Kinder und Jugendlichen finden es interessant, wenn du ihnen erzählst, wie du hier angefangen hast“, so der Ex-Profi. „An meine allererste Trainingseinheit kann ich mich noch ganz genau erinnern. Ich habe mich in der Turnhalle umgezogen und das gleiche Training absolviert, wie wir es heute gemacht haben.“
Ins Erzgebirge kommt der 39-Jährige immer wieder gern zurück. „Ich denke, das liegt an meiner Mentalität. Man weiß, wo man herkommt. Und dann ist es keine Einbahnstraße, es ist ein Geben und Nehmen“, so Burghardt. „Am Anfang hat der Verein mir viel gegeben und nun ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben. Ich kann dank meiner Kontakte Sponsoren vermitteln. Damit öffnen sich die Wege für den Nachwuchs leichter.“ Seine erfolgreiche Profilaufbahn im letzten Jahr endete nach einem schweren Sturz abrupt. In der Folge musste sich der 39-Jährige beruflich neu ausrichten. Die Arbeit geht ihm auch nach dem Ende der Profilaufbahn ganz und gar nicht aus. „Ich organisiere derzeit einen Rad-Marathon in der Nähe von Rosenheim mit unterschiedlichen Streckenlängen. Dann bin ich Vize-Präsident im Bund Deutscher Radfahrer und Co-Kommentator bei Eurosport. Jetzt hatte ich ein freies Wochenende und da hat sich es angeboten, an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren“, so Burghardt.
Bildtext: Marcus Burghardt (l.) brachte die Nachwuchstalente des RSV Venusberg - hier Kim Richter - bei einer Trainingseinheit ins Schwitzen.Foto: Thomas Fritzsch