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Sieglos-Serie mit Solo-Ritt beendet

 

Profi Emanuel Buchmann fährt die Tour de France im Trikot des Deutschen Meisters. Dem Traum, irgendwann mal beim weltgrößten Radrennen zu starten, ist der Erzgebirger Moritz Kretschy ein bisschen näher gekommen.

 

Von Stefan Tabeling

 

Bad Dürrheim - Emanuel Buchmann rollte genüsslich über die Ziellinie und breitete die Arme aus. Nach einer beeindruckenden Solo-Fahrt über 70 Kilometer hat der Kletterspezialist rechtzeitig vor der Tour de France seine Sieglos-Serie nach über drei Jahren beendet. Der Tour-Vierte von 2019 holte am Sonntag nach 215 Kilometern von Donaueschingen nach Bad Dürrheim vor den Augen von Zuschauer Jan Ullrich, der vor 22 Jahren selbst im Schwarzwald triumphiert hatte, zum zweiten Mal den Deutschen Meistertitel. Die Plätze zwei und drei belegten Nico Denz sowie Max Schachmann und machten damit den Dreifacherfolg des deutschen Bora-hansgrohe-Teams perfekt.

 

So lange hatte Buchmann auf diesen Moment warten müssen. Im Januar 2020 hatte der 30-Jährige auf Mallorca sein letztes Rennen gewonnen. Seitdem lief nicht mehr allzu viel zusammen, immer wieder wurde er von Stürzen, Krankheiten und Corona-Auszeiten zurückgeworfen. Doch bei sommerlichen Temperaturen im Schwarzwald war das Leichtgewicht ganz in seinem Element und gewann zum zweiten Mal nach 2015 das Meistertrikot. Buchmann setzte sich in einer kleinen Spitzengruppe erst mit Teamkollege und Geburtstagskind Jonas Koch zum Ende der zweiten Runde ab, ehe er rund 70 Kilometer vor dem Ziel als Solist loszog. Damit machte er auch die Hoffnungen von Vorjahressieger Nils Politt zunichte, als erster Fahrer nach dem Erfolg am Freitag im Einzelzeitfahren das Double zu holen. Vor dem Rennen hat Buchmann bekräftigt, dass auf jeden Fall ein Bora-Fahrer oben stehen müsse.

 

Der anspruchsvolle und für Sprintspezialisten schwierige Parcours führte die Radprofis in einem munteren Auf und Ab mit leichten Anstiegen durch den Schwarzwald. Umringt von begeisterten Zuschauermassen in einer einzigen Radsportparty bewältigte das Peloton in dem 26 Kilometer langen Rundkurs mehrere tückische Anstiege. Im Feld der Elitefahrer trat auch Moritz Kretschy für das „rad-net-Oßwald-Team“ in die Pedale. Der 21 Jahre alte Erzgebirger hatte am Freitag mit dem Meistertitel im Zeitfahren der U-23-Klasse einen großen Erfolg gefeiert. Der aus Gelenau stammende Pedaleur fährt erst seine zweite Saison auf der Straße, war zuvor auf der Bahn aktiv. Groß geworden im Radsport ist er beim RSV Venusberg im Juniorteam des Ex-Radprofis Marcus Burghardt. Der gebürtige Zschopauer hat das Talent in seiner Funktion als Vizepräsident im Bund Deutscher Radfahrer sicher für die Zukunft auf dem Zettel. Kretschy verwies nach 32,2 Kilometern Tim Torn Teutenberg mit drei Sekunden Vorsprung auf den Silberplatz.

 

„Moritz ist klar im Kopf. Er weiß, was er will. Er trainiert bei Wind und Wetter und ist mit dem Meistertitel seinem großen Ziel, mal in einem Profiteam zu fahren, wieder ein Stück näher gekommen“, sagte Klaus Fischer, sein Trainer zu Venusberger Zeiten.

Am Samstag hatte Liane Lippert bei den Damen ihren Straßen-Titel verteidigt. Die 25-Jährige aus Friedrichshafen setzte sich wie Buchmann vorzeitig ab und genoss nach 135 Kilometern die Solo-Zieldurchfahrt. Es ist ihr dritter nationaler Titel nach 2018 gewesen. „Es war besonders hier mit der Hammeratmosphäre, den Sieg solo zu holen“, sagte Lippert. Mit 1:07 Minuten Rückstand kam Kathrin Hammes auf Rang zwei. Bronze ergatterte sich mit 1:13 Minuten hinter der Siegerin Romy Kasper. |dpa mit tp

 

Bild:

Moritz Kretschy

Deutscher Meister der U23 im Zeitfahren

Foto: dpa

 

 

Bildtext: Steckte die Hitze im Schwarzwald gut weg: Emanuel Buchmann holte sich den Straßenrad-Titel 2023. Foto: Imago