Mit Wut im Bauch zum DM-Titel
Die Weltmeisterschaft wird Moritz Kretschy zwar verpassen. Dafür durfte der Radsportler des RSV 54 Venusberg bei einem anderen Titelkampf jubeln. Auch einige Vereinskollegen sorgten für Furore, in einem Fall sogar auf internationaler Ebene.
Von Andreas Bauer
Venusberg - Mit Wut im Bauch ist Moritz Kretschy zur Deutschen Bergmeisterschaft angetreten. „Die Nichtnominierung für die in der übernächsten Woche stattfindende Straßen-Weltmeisterschaft in der Schweiz hat ihn schon gewurmt“, sagt Trainer Klaus Fischer vom RSV 54 Venusberg über den in seinem Verein ausgebildeten Radsportler, der nun für die Israel Premier Tech Academy unterwegs ist. Seinen Frust konnte der Gelenauer allerdings in Energie umwandeln.
Denn beim Sauerländer Bergpreis, bei dem die Medaillen der Deutschen Bergmeisterschaft für die Männer und Junioren vergeben wurden, präsentierte sich Kretschy in bestechender Form.
Zehn harte Runden mit zwei knackigen Anstiegen und jeweils 300 Höhenmetern warteten auf die Fahrer, wobei Kretschy das Rennen von Beginn an mitgestaltete. „Er sorgte mit Vollgas an den Anstiegen für eine stetige Zerkleinerung des Feldes“, so Fischer. Früh entstand daher eine 20-köpfige Spitzengruppe, die im weiteren Rennverlauf auf sechs Fahrer schrumpfte. In der letzten Runde gelang es dem Elitefahrer Anton Schiffer, sich abzusetzen und so den Titel der Männer zu holen. Kretschy zeigte seinerseits ein beherztes Finale und gewann den Sprint der Verfolger. Als Gesamtzweiter der Deutschen Meisterschaft schnappte er sich damit die U-23-Krone.
In der Juniorenklasse, die acht Runden zu absolvieren hatte, war vom RSV 54 Zeno Winter dabei. „Er zeigte ein überaus aktives Rennen und investierte im gesamten Rennverlauf sehr viele Körner“, berichtet Fischer. Ein Aufwand, der sich lohnte. Schließlich setzte sich der Erzgebirger in der vorletzten Runde zusammen mit Paul-Felix Petry von der Konkurrenz ab. Hinter dem Niedersachsen sprang nach 96 schweren Kilometern Silber heraus, was der Venusberger Trainer als weiteren Riesenerfolg einstufte.
Zeit zum Ausruhen blieb kaum, denn am nächsten Tag stand für Moritz Kretschy die Sauerland-Rundfahrt auf dem Programm. „Da unser Moritz bei diesem schweren Bundesligarennen über 174 knüppelharte Kilometer mit extremen Steigungen sowie langen Abfahrten als Einzelkämpfer agierte und keine Teamunterstützung hatte, war er ganz auf sich allein gestellt“, schildert Fischer die schwierigen Bedingungen. Dazu kamen noch Kettenprobleme, durch die Kretschy kurzzeitig sogar absteigen musste. „Danach investierte er für seine Aufholjagd viele Kräfte“, so Fischer. Lohn für diese Mühen war Platz 3, mit dem der Gelenauer ein tolles Rennwochenende krönte.
Für den Venusberger Bahn-Spezialisten Colin Rudolph ging es derweil in Augsburg beim 11. Wertungslauf der Nachwuchsliga um ein gutes Abschneiden. „Aufgrund der etwas ungewöhnlich kurzen Bahn mit 200 Meter Länge, sehr engen Kurvenradien und einer sehr kurzen Zielgeraden kam Colin Rudolph nicht so gut zurecht“, erklärt Fischer. Auch die niedrigen Temperaturen machten dem Europameister vom RSV zu schaffen, der zwar in der Qualifikation über 200 Meter die Bestzeit vorlegte. Im Poolsprint reichte es am Ende allerdings nur zu Tagesrang 3. Im Finallauf des Keirin-Wettbewerbs schrammte er als Vierter am Treppchen vorbei. In der Summe beider Tage sprang für den Fahrer des Marcus-Burghardt-Junior-Teams Rang 3 heraus.
Vor der größten Herausforderung stand am vergangenen Wochenende Pepe Albrecht, der die deutschen und die RSV-Farben bei der Straßen-Europameisterschaft in Belgien vertrat. „Bei einem welligen Streckenprofil mit mehreren Pflasterabschnitten und einigen Anstiegen ging es vom Start weg mit ständig wechselnden Rennsituationen gleich hart zur Sache“, so Fischer angesichts einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h. Nachdem eine erste Ausreißergruppe eingeholt worden war, konnten sich im weiteren Verlauf drei Fahrer entscheidend absetzen, die die Medaillen unter sich ausmachten. „Pepe war einige Male in aussichtsreichen Verfolgergruppen vertreten, die bis auf 15 Sekunden an die Spitze herankamen“, berichtet Fischer. Immer wieder wurden die Fahrer aber vom Feld gestellt. Als 15 Kilometer vor dem Ziel ein Quintett davonfuhr, herrschte keine Einigkeit mehr über die Führungsarbeit. „Damit war das Rennen für Pepe gelaufen“, so der Trainer. Mit seiner Leistung sei Albrecht durchaus zufrieden gewesen, nicht aber mit dem 38. Platz. | kfis